Sie leiden unter den steigenden Kosten, ihnen fehlen die Rücklagen: Selbstständige und Kleinstbetriebe sind mit großen Sorgen in das neue Jahr gestartet. Mehr als die Hälfte der Soloselbständigen (54 Prozent) und Kleinstunternehmen (56 Prozent) fürchtet eine echte Wirtschaftskrise. Damit liegen die Sorgen auf dem gleichen Niveau wie kurz nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Schufa hervor.
In der Mai-Umfrage der Schufa hatten 54 Prozent der Soloselbstständigen und 50 Prozent der Kleinstunternehmen große Sorgen vor einer echten Wirtschaftskrise geäußert. Vor allem die allgemeinen Preissteigerungen machen den kleinen Betrieben Probleme: 70 Prozent der Soloselbstständigen und 83 Prozent der Kleinstunternehmen bis 5 Mitarbeitenden sagen, dass sie hiervon stark oder sehr stark betroffen sind (erstmals erhoben).
Betriebe reagieren mit Preiserhöhungen
Auf die Kostensteigerungen reagieren Soloselbstständige (30 Prozent) und Kleinstunternehmen (48 Prozent) vor allem mit Preiserhöhungen. Ein Teil der Befragten (Soloselbstständige: 15 Prozent, Kleinstunternehmen: 21 Prozent) setzt darüber hinaus auf günstigere Arbeitsmaterialien und Einsparungen beim Wareneinkauf. Doch noch nicht alle Unternehmen scheinen eine Antwort gefunden zu haben: 48 Prozent der Soloselbstständigen und 32 Prozent der Kleinstunternehmen geben an, dass sie bisher noch keine Maßnahmen ergriffen haben, um auf die steigenden Preise zu reagieren. Auch diese Fragen wurden erstmals erhoben.
Vielen Unternehmen fehlen Rücklagen
„Die Lage für kleine Betriebe und Soloselbstständige ist besorgniserregend“, sagt Ole Schröder, Vorstand der SCHUFA Holding AG. „Vielen fehlen die Rücklagen.“ So geben 30 Prozent der Soloselbstständigen an, dass sie keine Möglichkeit haben, unternehmerische Rücklagen zu schaffen. 28 Prozent legen aktuell weniger oder deutlich weniger zurück als vor der Energiekrise. Nur leicht besser sieht es bei den Kleinstunternehmen aus: Hier können nur 15 Prozent keine unternehmerischen Rücklagen bilden, 34 Prozent legen weniger zurück (erstmals erhoben).
Neben den finanziellen Ängsten treibt die Kleinstunternehmen noch eine andere Sorge um: mangelndes Personal. 34 Prozent der Befragten geben an, dass der Fachkräftemangel ein Problem für sie ist – im Mai hatten dies erst 14 Prozent angegeben.
Zahlungsverzüge weiterhin hoch
Die schwierige wirtschaftliche Gesamtsituation drückt laut Schufa-Umfrage auch auf die Zahlungsmoral der Kundinnen und Kunden: 51 Prozent der Kleinstunternehmen (Mai: 44 Prozent) und 34 Prozent der Soloselbstständigen (Mai: 35 Prozent) haben die Erfahrung gemacht, dass Kunden Rechnungen häufiger verspätet beglichen haben. 15 Prozent der Soloselbstständigen (Mai: 18 Prozent) und 27 Prozent der Kleinstunternehmen (Mai: 22 Prozent) berichten über nicht beglichene Rechnungen.
„Was die Zahlungsausfälle der Unternehmen selbst betrifft, können wir noch keinen Anstieg sehen“, so Ole Schröder. „Die Werte der so genannten Negativquote liegen noch durchgängig unterhalb der beiden Vorjahre.“ Die Schufa hatte im November 2022 zu 9,0 Prozent der Gewerbetreibenden, Freiberuflern oder eingetragenen Kaufleuten in Deutschland mindestens ein Negativmerkmal gespeichert.