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Risiken nicht verdrängen

Viele Unternehmen sind der Meinung, die Coronakrise sei bereits überwunden. Dabei werden sich die Auswirkungen erst in den kommenden Monaten deutlich zeigen. Deshalb sei erhöhte Wachsamkeit gefordert. Das ist das Fazit der vierten WebEx-Konferenz des BvCM zu den Entwicklungen rund um die Covid19-Pandemie.

Zunächst gab Patrik-Ludwig Hantzsch, Pressesprecher und Leiter Wirtschaftsforschung Verband der Vereine Creditreform e.V., einen Einblick in die Insolvenzerwartungen der Creditreform. Dabei zeigt sich derzeit ein Phänomen, das nicht zu falschen Schlüssen führen dürfe. Während in bisherigen Wirtschaftskrisen das Insolvenzgeschehen den Krisenverlauf widerspiegelt, hat sich die Entwicklung der Firmenpleiten in der Coronakrise von der Realwirtschaft abgekoppelt. „Wir befinden uns in der größten Krise aller Zeiten – und die Insolvenzzahlen im ersten Halbjahr 2020 gehen zurück.“ Davon dürfe man sich aber nicht täuschen lassen.

Der Grund für diese Entwicklung liege in den gut gedachten, aber (teilweise) schlecht gemachten Rettungsmaßnahmen des Bundes. „Von der Aufhebung der Insolvenzantragspflicht und den diversen Liquiditätshilfen profitieren auch die sogenannten Zombieunternehmen“, erklärte Hantzsch. Diese nur künstlich am Leben gehaltenen Firmen behalten dadurch ihren Platz in den Lieferketten – und würden durch die irgendwann nicht mehr abzuwendende Insolvenz zu erheblichen Schäden führen. Dadurch würden gesunde Unternehmen stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Creditreform schätzt, dass rund 300.000 Unternehmen als „Zombieunternehmen“ bezeichnet werden können.
Umso wichtiger sei es, so die Empfehlung, dass Unternehmen ihr Risikomanagement stärken und unter anderem ihre Eigenkapitalstruktur optimieren. Nur so können sie auf die bevorstehende Insolvenzwelle vorbereitet sein. „Diese Ausführungen zeigen, wie wichtig aktives Credit Management in der Krise ist“, kommentierte Credit Manager Peter Stumpe CCM.

Anschließend präsentierten Jan Schneider-Maessen, geschäftsführender Vorstand des BvCM, und Stephan Glismann-Bringmann, Regionalkoordinator Nord, die Ergebnisse der vierten Umfrage zu den Auswirkungen der Coronakrise. Aus den Antworten der Teilnehmer ging unter anderem hervor, dass der Trend zu Teilzahlungsvereinbarungen auf hohem Niveau gestoppt wurde. Die besonders langen Zeiträume von bis zu 180 Tagen seien wieder rückläufig, die Vereinbarungen über 120 Tage dagegen gestiegen. Das Mahnwesen haben erstaunlicherweise nur 30 Prozent der Befragten angepasst. „Das sind zu wenige“, so Jan Schneider-Maessen. Gerade jetzt aber sei ein straffes Mahnwesen unerlässlich. Zudem haben nur zehn Prozent der Befragten ihre Risikoklassifizierung angepasst. Dagegen ist die Zahl der Unternehmen, die Liefersperren verhängt haben, wieder leicht gestiegen. Etwa die Hälfte der Befragten sind entsprechend aktiv geworden. Rund 90 Prozent haben mehr Liefersperren verhängt als im gleichen Vorjahreszeitraum.

„Insgesamt ist Wachsamkeit gefordert. Viele der Probleme, die jetzt schon da sind, sehen wir nur noch nicht“, betonte Stephan Glismann-Bringmann. „Wenn ich mit Leuten außerhalb des Finanzwesens spreche, höre ich immer öfter, dass die Krise vorüber sei“, berichtete Carolin Teicht von der RATIONAL AG. Vielen scheine nicht bewusst zu sein, dass die Auswirkungen sich erst noch zeigen werden. „Im Herbst werden wir uns warm anziehen müssen“, befürchtet die Credit Managerin. Diese Einschätzung bestätigte unter anderem Kristina Borrmann von Solvenznavigation. Insbesondere deutsche Kunden gingen davon aus, dass in Kürze alles wieder normal laufe. Sie scheinen die Risiken zu verdrängen.

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