Knapp 30 Prozent der deutschen Unternehmen haben in ihrem Credit Management Vorkehrungen für die „zweite Corona-Welle“ getroffen. Das geht aus der siebten Umfrage des Bundesverbandes Credit Management (BvCM) zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hervor.
Erhöhte Wachsamkeit, intensives Monitoring, proaktive Prüfung der Kreditlimite: Das sind nur einige der Maßnahmen, die die befragten Unternehmen genannt haben. Die detaillierte Neuprüfung der umsatzstärksten Kunden, die Sensibilisierung für verschleppte Insolvenzen und der interne Dialog mit dem Vertrieb zur Früherkennung von Risiken sind weitere Aktionen, die in den Unternehmen angegangen wurden. „Wir müssen uns im Credit Management jetzt auf die Entwicklungen im kommenden Jahr vorbereiten“, betonte Jan Schneider-Maessen, geschäftsführender Vorstand des BvCM.
Im Rahmen des jüngsten Arbeitskreises Internationales Credit Management präsentierte er die Ergebnisse der Umfrage. Gerade der Austausch mit dem Vertrieb sei derzeit besonders wichtig, betonte Schneider-Maessen. Das ging auch aus der Antwort auf die Frage „Inwieweit ist der Vertrieb in die Kreditentscheidung involviert“ hervor. Rund 50 Prozent der Befragten beantwortete die Frage mit „häufig“ oder „sehr häufig“.
Lange Zahlungsfristen
Sorge bereitet dem BvCM-Vorstand die Zunahme der langfristigen Zahlungsvereinbarungen. Immerhin 17 Prozent der Befragten gewähren ihren Kunden Zahlungsfristen von bis zu 180 Tagen. Im Juni lag dieser Wert noch bei 4 Prozent. „Wir reden hier über ein halbes Jahr. Wer kann jetzt schon sagen, wie es den Kunden im Mai 2021 geht?“, so Jan Schneider-Maessen. Mit solch langfristigen Vereinbarungen gehe man ein großes Risiko ein.
Ein sensibles Thema bleibt derzeit das Verhältnis zu den Kreditversicherern. Nur noch 60 Prozent der Befragten gaben an, Informationen von ihren Kreditversicherern zu bekommen. Zwischenzeitlich lag dieser Wert bei knapp 80 Prozent. Und die Informationen, die kommen, sorgen nicht immer für Begeisterung: Es geht um Limitstreichungen, Erhöhungen der Prämien oder die Aufforderung zur Portfoliobereinigung. „Sollte es von unseren Mitgliedern Bedarf an Gesprächen mit den Kreditversicherern geben, werden wir dies als Bundesverband gerne übernehmen“, bot Schneider-Maessen den Teilnehmern des Arbeitskreises an. 70 Credit-Spezialisten hatten sich an der Online-Veranstaltung beteiligt.
Die nächste Umfrage zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Credit Management ist für Januar 2021 vorgesehen.