Die politischen Risiken in Asien steigen. Das zeigt der aktuelle Political Risk Index von Coface. Asien liegt auf der bis 100 reichenden Coface-Skala bei 45 Prozent und damit über dem weltweiten Durchschnitt von 35 Prozent. Schlechter bewertet sind allerdings Afrika südlich der Sahara, der Nahe Osten und Nordafrika, Osteuropa und Lateinamerika.
„Politische Risiken und Wirtschaftswachstum stehen in einer Wechselwirkung. Sie können die Zukunftsaussichten trüben. Daher müssen wir diese Entwicklung aufmerksam beobachten und die möglichen Konsequenzen berücksichtigen“, sagt Carlos Casanova, Regional Economist für Asien-Pazifik bei Coface.
In Asien weist der Süden die größte Gefahr für politische Risiken auf. Die Staaten Südostasiens folgen. Ostasien verzeichnete dagegen die größte Beschleunigung der politischen Risiken in den letzten zehn Jahren. Insbesondere in China ist der Gesamtwert seit 2007 um 7,2 Prozentpunkte auf 45,8 Prozent im Jahr 2017 angestiegen.„Dies führen wir zu einem Großteil auf die soziale Fragilität des Landes zurück“, erläutert Carlos Casanova. „Der Soziale Druck ist in Verbindung mit einer Einkommensschere und Korruption in Süd- und Südostasien trotz der lebhaften Wirtschaftstätigkeit am höchsten.“
Konflikte und Terroranschläge werden im Coface-Risikomodell ebenso berücksichtigt. Süd- und Südostasien weisen aufgrund ihrer ethnischen, religiösen und sprachlichen Fragmentierung ein hohes Sicherheitsrisiko auf. Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen in Ländern wie Indien, Pakistan, Myanmar und den Philippinen sind die Folge.
Wechselwirkung
„Wirtschaftswachstum und politische Risiken sind eng miteinander verbunden. Einerseits führen schlechtere wirtschaftliche Bedingungen oft zu höheren politischen Risiken. Andererseits wirkt sich das erhöhte politische Risiko maßgeblich auf die wirtschaftliche Aktivität aus“, betont Carlos Casanova. Zum einen können Kapitalabflüsse aus einer Wirtschaft zu sinkenden Aktienkursen und steigenden Anleihezinsen führen. Dies verursacht eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen. Zum anderen bedeuten höhere Kosten einen Rückgang des Vertrauens der Unternehmen und der Konsumenten. Dies führt zu Verzögerungen oder Stornierungen bei Investitions- und Ausgabenentscheidungen.
Diese Entwicklung trübt den Ausblick für einige asiatische Volkswirtschaften. Es scheint, dass ein Großteil der Entwicklung der politischen Risiken in der Region in den letzten Jahren durch eine Zunahme weniger demokratischer Regierungsformen verstärkt wird. Über alle Risikokategorien (politische Instabilität, soziale Fragilität, Konflikte und Terrorismus) betrachtet ist Pakistan das asiatische Land mit den größten politischen Risiken. Der Gesamtrisikowert liegt bei 69 von 100. Den Höchstwert 100 sieht Coface für Pakistan beim Thema Terrorismus. Auch in Indien treibt die Terrorismusgefahr (96 Prozent) dem Gesamt-Indexwert in die Höhe. Mit 56 liegt Indien auf Platz vier der asiatischen Länder, hinter Pakistan, Thailand und den Philippinen. Am anderen Ende der Skala rangiert Japan mit einem Gesamt-Score für das politische Risiko von 14. Im Mittelfeld platziert ist China. Der Gesamtwert von 46 setzt sich zusammen aus 62 Prozent für die politische Instabilität, 56 Prozent für die soziale Fragilität, geringen 3 Prozent für das Risiko, dass Konflikte ausgetragen werden und 34 Prozent für die Terrorismusgefahr.